Wie wollen wir gelebt haben? – die Sterbebett-Frage

psychologische Praxis Weinheim DELPHI Petra Weiß die Sterbebett-Frage

Philosophen beschäftigen sich mit grundsätzlichen Themen des Menschseins. Sie beleuchten Winkel in unserem Bewusstsein, die sonst im Dunkeln bleiben, stellen Thesen auf und begründen die Schlüsse, die sie aus ihren Beobachtungen und Überlegungen ziehen, logisch.

Daher kann es sehr lohnenswert sein, sich mit Philosophie zu beschäftigen. Viele von uns haben sich in der Schule durch Texte von Kant oder Platon gekämpft. Da kann schon mal Unmut aufkommen, ob es überhaupt Sinn macht, sich mit den alten Schriften auseinanderzusetzen. Den Lehrstoff darf man aus meiner Warte prinzipiell infrage stellen. Leider finden die wenigsten von uns später noch einmal zur Philosophie. Zu drängend erscheinen die alltäglichen Probleme und Aufgaben.

Was uns in unserem Hamsterrad häufig fehlt, ist eine verlässliche Richtschnur, ein innerer Kompass. Daher kann es außerordentlich verlockend sein, sich an einer Mehrheit ausrichten zu wollen. Das hat natürlich Vorteile: Man fühlt sich unter Gleichgesinnten wohl, braucht keine Angst vor Angriffen und Ausschluss zu haben. Und man muss sich nicht dauernd rechtfertigen. Was diesem Zustand fehlt, ist die Individualisierung. Man kann mit der Gruppe übereinstimmen. Tatsächlich wird man sich meist Gruppen suchen, mit denen man in Einklang ist. Aber man muss nicht.

Fehlende Entwicklungsschritte

In einer kindlichen Haltung passen wir uns den Menschen, die uns umgeben, bestmöglich an. Das sichert in frühen Jahren unsere Sippenzughörigkeit und damit das Überleben. Später stellen wir aber fest, dass wir nicht allen Handlungen und Meinungen in der Gruppe zustimmen können. Das ist ein wichtiger Punkt in der Entwicklung. Bleiben wir in der Pubertät stecken, werden wir den Drang beibehalten, dagegen gehen zu müssen. Dann erweckt jede kleine Abweichung von unseren eigenen Überzeugungen Widerstand. Oder schlimmer noch: Wir nehmen reflexhaft eine Gegenposition ein. Das nennt man Trotz. Wir sind nicht anderer Meinung, obwohl jemand etwas bestimmtes gesagt hat, sondern genau deswegen.

Manche arbeiten sich ein Leben lang an allen Chefs, Behörden und anderen Autoritäten ab, stampfen innerlich mit dem Fuß auf und sorgen für Umsätze beim Rechtsanwalt. Wenn eine Comic-Maus das Banner „DAGEGEN“ hochhält, ist das witzig. Als Grundhaltung bei äußerlich erwachsenen Menschen, dient automatisierter Widerspruch niemandem.

Warum ist eine nicht ganz erwachsene Position heute so weit verbreitet? Viele leben wie Kinder: unfrei und wenig selbstbestimmt. Sie fügen sich in die „Sachzwänge“, weil… Gründe gibt es zahlreiche. Besonders in Zusammenhang mit der Berufsausübung kann man hier ehrenvolle Motive angeben. Man muss den Unterhalt der Familie sichern, man hat Verpflichtungen, die erfüllt werden wollen. Der Lebensstandard soll gehalten werden. Und so zu. Das ist alles häufig zutreffend. Und doch kratzen diese Argumente nur an der Oberfläche. Worum geht es wirklich?

Die Richtung fehlt

Die meisten von uns haben nicht den leisesten Hauch einer Ahnung davon, wie sie leben würden, wenn all die echten oder gefühlten Gängeleien, die familiären Traditionen, die gesellschaftlichen Konventionen, die kulturellen Gepflogenheiten, die beruflichen Erfordernisse nicht wären. Die Struktur von außen gibt uns Halt. Dadurch erleben wir die innere Unsicherheit nicht als bedrohlich. Sie loszulassen und frei zu entscheiden, ist gar nicht so leicht. Wer kann das? Und wann?

Entweder jemand hat von Natur aus viel Stabilität aus sich selbst heraus, ist bestens geerdet und kann mit Veränderungen und Unsicherheit deshalb entspannt umgehen – oder im Gegenteil: Er befindet sich in einer Krise, seine Welt bricht eh in Stücke. Und er nutzt die Gelegenheit, sich neu zu sortieren. Anlass sind in der Regel Konflikte, Krisen und häufig Verluste. Dem einen läuft der Lebenspartner davon, der andere wird zum Witwer, mancher verliert den Arbeitsplatz oder die Heimat. Oder es geht die Kontrolle verloren, weil man beispielsweise krank wird und bemerkt, wie schnell einem das planvoll eingerichtete Lebenskonzept entgleiten kann.

Das sind Ereignisse, die uns aus der Bahn werfen können. Statt zu jammern, wir wären lieber in der Spur geblieben, können wir uns auch fragen, ob der Weg überhaupt (noch) richtig für uns war. Ob er in Richtung eines Ziels führt, das wir für erstrebenswert halten.

Da kommt die Philosophie ins Spiel. Sie ist nützlich, wenn sie elementare Fragen aufwirft, die dem praktischen Leben dienen. Und hier hat sie eine Schnittstelle zur Psychologie, die mich interessiert.

„Wie wollen wir leben?“

Vor vielen Jahren habe ich eine philosophische Schrift des Schweizer Buchautoren Peter Bieri gelesen, dem Verfasser von „Nachtzug nach Lissabon“. Sein Künstlername ist Pascal Mercier. Das Werk hat mich zutiefst bewegt und nachhaltig inspiriert. Der Titel klingt wie die Essenz allen philosophischen Denkens: „Wie wollen wir leben“.

Meine Antwort auf diese Frage lautet Stand heute“ Wie wollen so leben, wie es uns entspricht“. „Aha“ werden Sie vielleicht sagen. Was meine ich damit? Menschen sollten wie Menschen leben. Dazu muss man wissen, was das Wesentliche am Menschsein ausmacht.

Was bedeutet „Menschlichkeit“? Welche Eigenheiten machen uns aus, die den Tieren weitgehend fehlen. Wann beschreiben wir jemandens Verhalten als besonders „menschlich“ oder im Vergleich als „unmenschlich“?

Menschlichkeit hat aus meiner Warte zu tun mit Verständnis und Mitgefühl, mit Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme, mit dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln, mit Versuch und Irrtum, mit Lernen aus Erfahrung und dem Entwickeln von Weisheit. Zum Menschsein gehört ein Bewusstseinsprozess. Menschgemäß voranzuschreiten, erfordert die Fähigkeit zu abstrahieren, zu reflektieren, sich differenziert mitzuteilen in seinen Überlegungen und Emotionen. Die Reifung erfolgt oft im Austausch mit einem Gegenüber. In diesem Zusammenhang ist eine feingliedrige Sprache hilfreich.

Die Ausdrucksweise eines Peter Bieri ist ein sinnlicher und intellektueller Hochgenuss. Deshalb ist er ja als Romanschriftsteller so erfolgreich. Und als Philosophie-Professor. Die Rollen überschneiden sich weiträumiger als man meinen könnte. Die Hauptfigur seines Romans, ein schrulliger Professor, gerät unversehens in eine Geschichte hinein, die sein ganzes eingefahrenes Leben auf den Kopf stellt. So eine Lage ist Anlass, das eigene Sein gründlich zu überdenken. Überfällige Entscheidungen endlich zu treffen und sich möglicherweise aus Verhältnissen zu lösen, die einem schon länger nicht mehr entsprechen.

Wie will ich leben?

Wenn wir aus solchen Geschichten Rückschlüsse auf unsere eigene Lebensführung ziehen wollen, müssen wir uns fragen: „Was ENTSPRICHT uns als Menschen?“ und „Was entspricht MIR als Mensch?“ Die erste Frage ist philosophisch, die zweite psychologisch. Sie kann nur für den Einzelnen sinnvoll beantwortet werden. Es gibt keine Standard-Antwort. Oder doch?!

Was mir entspricht, hat mit mir in der Tiefe zu tun, mit meinen Eigenarten, meinen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Mit meinen ganz speziellen Gaben, die ich besitze, um meiner Lebensaufgabe gerecht werden zu können. Da ist noch eine Schnittstelle: zur Spiritualität. Ob man nun glaubt, die Lebensaufgabe sei von Gott gegeben, oder jeder hätte sie im Jenseits selbst gewählt, ob wir unser altes Karma ausgleichen oder neues sammeln wollen. Ob unsere Seele in der 3-D-Welt Erfahrungen machen will, die ihr als Energiewesen nicht möglich sind. Was auch immer wir glauben: Einen Sinn für unser Dasein wünschen wir uns alle.

An dieser Stelle ist die Verlockung groß, irgendwelchen Gurus hinterherzulaufen. Statt selbst zu ergründen, worin der eigene Lebenssinn besteht, lassen wir uns von jemandem sagen, was wir zu tun haben. Sie ahnen es: Das ist wenig erwachsen. Hier verläuft die Trennlinie zwischen Spiritualität und Esoterik. Ein spiritueller Begleiter lässt sie teilhaben an seiner Weltsicht und eröffnet Ihnen neue Horizonte. Aber er sagt Ihnen nicht, was Sie zu glauben – und erst gar nicht, wie Sie zu leben haben. Obwohl sich das überraschend viele Menschen wünschen. Wir sind wieder bei den Vorzügen einer haltgebenden äußeren Struktur. Sich ein Weltbild selbst zu erarbeiten, ist hingegen ein langwieriger und mühevoller Vorgang.

Weltbild im Wandel der Werte

Mein Bedürfnis war es schon als junge Frau, mir verschiedene Sichtweisen anzueignen. Durch meine Teilnahme am Ethik-Unterricht hatte ich das Glück, schon früh mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen in Berührung zu kommen. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine individuelle Betrachtung zusammen gepuzzelt. Sie erfährt fortwährend Ergänzungen und Korrekturen. Ich muss nicht fanatisch an irgendwelchen Überzeugungen anklammern, wenn sie sich im Alltag nicht als hilfreich erweisen. Und gleichzeitig sind meine Grundwerte ein gutes Fundament. Mein Weltbild ist wie eine Birke: Sie hat stabile Wurzeln und äußerst bewegliche Äste. Deshalb sind Birken so sturmbeständig. Sie brechen fast nie.

Wenn ich also aus meinem Erleben etwas empfehlen darf oder müsste, wäre mein Rat, sich nach den eigenen Werten zu richten. Das klingt einfach. Ist es aber nicht. Denn häufig sind Werte aufgesetzt. Und manchmal widersprechen sie einander im praktischen Tun. Innere Konflikte entstehen. Wie sollen wir uns dann entscheiden? Wir brauchen Klarheit über unsere Wertehierarchie.

Na, klar, ist uns allen Aufrichtigkeit wichtig. Das ergibt sich aus der Mutter aller ethischen Grundregeln, dem Kategorischen Imperativ von Kant. Oder mit dem Volksmund gesprochen „Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Wer möchte schon belogen oder betrogen werden? Doch sollte man für die Aufrichtigkeit im Extremfall in den Tod gehen? Steht dieser Wert über dem Leben an sich? Für manche vielleicht schon. Aber sicher nicht für alle.

In meiner Rangfolge meiner Werte steht das Leben sehr weit oben. Das könnte aus meiner Sicht ein kleinster gemeinsamer Nenner für jede Form von Gemeinschaft sein. Wenn man sich einig wäre, dass niemand umgebracht wird, jedenfalls nicht mit Absicht, dann würde man andere Wege der Konfliktlösung finden als Krieg und Gewalt. Aber auch das klingt viel einfacher als es ist.

Was heißt denn Leben? Zellteilung, Atmung und Stoffwechsel? 20 Jahre im Wachkoma – ist das Leben? Was ich damit meine, bezeichne ich als lebendiges Leben. Leben als bewusster Gestaltungsprozess mit Phasen des Wandels und des Ruhens, emotionales Berührtsein, Verbundenheit mit unserem Mitmenschen, im Körper verankert sein, sinnliches Erleben. Selbstverwirklichung.

Vom Ich zum Selbst

Um das Selbst zu verwirklichen, muss man wissen, was das ist. Und zwar im Allgemeinen und im Besonderen. Im Allgemeinen ist das Selbst in meinem Glaubenskonzept eine Instanz in uns, die durch die Seele in den Körper inkarniert und nach Verwirklichung strebt. Sie will ganz praktisch zur Wirkung kommen. Das Selbst wird gerne als Wesenskern betitelt oder als Essenz. Das klingt für die einen willkommen spirituell und für die anderen unerträglich esoterisch. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass jeder von uns etwas in die Welt bringen will, und zwar etwas Bestimmtes.

Meiner Überzeugung nach, ist alles in uns angelegt, um diese Aufgabe zu erfüllen. Daher lohnt sich ein Blick auf die einzigartigen Talente um herauszufinden, was das sein könnte. Wenn Ihnen sofort das Gebiet einfällt, auf dem Sie ein Naturtalent sind: wunderbar! Dann haben Sie vielleicht schon eine Vorstellung davon, wie Sie genau diese Gabe zum Wohle aller einsetzen können. Das mag mit Ihrer Lebensaufgabe zusammenhängen.

Sind sie von all den Anforderungen schon ganz schwindelig und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht – dann befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Unser Leistungswahn fördert nur sehr einseitig Fähigkeiten, die der Performance dienen, dem Broterwerb und der Mehrung von Materiellem. Mit Spiritualität hat sie wenig am Hut. Daher ist unsere Sicht auf wertvolle Gaben leider oft getrübt.

Hilfsmittel und Methoden

Da hilft bei Bedarf das Augenmerk auf die Elemente-Balance zu legen und einen Blick ins Horoskop zu werfen. Oder in irgendeine andere Typologie, wie z.B. die Temperamente nach Hippokrates, das Enneagramm, die homöopathische Konstitution, die Psychophysiognomie (Gesichterlesen etc.), die Psychosomatik (Deutung von Symptomen) und so weiter.

Jeder darf sein passendes Hilfsmittel finden. Letztlich geht es um die zentrale Frage „Wer bin ich?“. Mich einer Antwort zu nähern, ist Voraussetzung für die mir gemäße Lebensgestaltung. Wer bin ich? Und wie bringe ich das, was mich ausmacht, auf mir gemäße Weise in die Welt?

Ohne diesen inneren Kompass schleudern wir haltlos durchs Leben oder wir folgen einer Spur, die nicht unsere eigene ist.

Als Nadel an diesem Kompass kann die sogenannte Sterbebettfrage dienen: Wenn wir eines Tages unserem Ende entgegengehen – wie wollen wir dann gelebt haben? Einen Rückblick auf das, was aus heutiger Sicht in der Zukunft liegt, das ist ein schlauer psychologischer Trick. Können Sie sich auf diese Perspektive einlassen, dann erwarten Sie Einsichten, die Ihr künftiges Denken, Fühlen und Handeln in Richtung Authentizität und Selbst-Treue beeinflussen.

Übung für Fortgeschrittene

Vielleicht möchten Sie einfach mal alles aufschreiben, was Ihnen dazu einfällt. Und dann die Allgemeinplätze wegstreichen (Familie, Freunde, Dach über dem Kopf, Essen im Kühlschrank). Was bleibt übrig? Formulieren Sie Ihre Vorstellungen von einem geglückten Leben so lange aus, bis Sie einen roten Faden erkennen. Und ergreifen Sie diesen. Er wird Ihnen ein Leuchtturm durch die Gezeiten des Lebens sein, vor allem in Zeiten des Nebels und der stürmischen See, aber auch bei Flaute und Sonnenschein.

Seien Sie bitte nicht allzu sehr gefrustet, wenn Ihnen nicht sofort etwas druckreifes in den Sinn kommt. Der Erkenntnisprozess geht in die Tiefe. Er darf Monate oder sogar Jahre dauern. Das macht nichts. Fatal wäre nur aus meiner Sicht, ihn nicht anzugehen.

Manchen helfen Extrem-Betrachtungen. Wenn Sie nicht weiterkommen mit der Frage „Wie will ich leben?“ erforschen Sie das Ende Ihres Seins nach Wünschen: „Wie will ich sterben?“ Und möglicherweise verbinden sich dann beide Sichten zu einem runden Ganzen.

Zum Schöpfer werden – aber wie?

Meine ganz persönliche Sicht will Sie anregen, sich über Ihre eigenen Wünsche Gedanken zu machen. Diese meine Werte müssen nicht mit Ihren übereinstimmen. Mir ist es wichtig, dass Sie sich Ihrer Werte bewusst werden. Sie formen Ihre (künftigen) Vorlieben und Abneigungen.

Das Herz trifft die Entscheidungen zwischen Kopf und Bauch anhand der Werte. Es kann trainiert werden und prägt schließlich die Bauchgefühle entscheidend mit. Wenn wir oft genug aus dem Herzen handeln, verlagern sich unsere Bauchgefühle von Lust- und Unlust-Empfinden hin zu dem, was wir für gut erachten. So entwickeln wir uns von einem anfangs eher unbewussten und instinkthaften Wesen zum Menschen, als der wir von Natur aus angelegt sind. Auf diese Weise werden wir zum Schöpfer unseres Seins, nicht indem wir das Universum um einen Parkplatz bitten oder eine Penthouse-Wohnung visualisieren.

Wir kreieren unser bestes Ich aus unserem Selbst heraus, streifen die lästige Ego-Lastigkeit ab, die oft auf Mangelgefühlen fußt – insbesondere, was unseren Selbstwert betrifft. Wie sollen wir unser Selbst wertschätzen, wenn wir stattdessen immerzu auf unsere Persönlichkeit schielen? Und wenn uns zeitlebens verborgen bleibt, was dieses Selbst eigentlich ist. Selbsterkenntnis ist daher die Grundlage für ein glückliches und sinnerfülltes Leben. Sobald mir klar ist, welche Qualität mein Anteil an der Menscheitsentwicklung ist, kann ich damit beginnen, meinen Beitrag zu leisten. Er wird einzigartig sein. Ich werde mich einbringen auf eine Weise, wie das niemand außer mir kann.

Und dann kann das Gesetz der Resonanz greifen: Wir ziehen automatisch Lebensumstände an, die uns dabei unterstützen, das Selbst in die Welt zu bringen. Ob das durch bestimmte Frequenzen geschieht, die wir aussenden und empfangen, oder über das Prinzip der Sich-selbst-erfüllenden-Prophezeihung, ist mir an dieser Stelle gleich. Das sehe ich ganz pragmatisch. Am Ende erzeugen wir auf diesem Weg dann doch die Umstände, unter denen wir leben. Nachdem wir unser Selbst erforscht haben. Aber nicht umgekehrt.

In Zusammenhang mit finanziellen Mitteln kommt die Bestimmung in den Vordergrund der Betrachtung. In spirituellen und erst recht in esoterischen Kreisen ist es oft verpönt, sich materiellen Wohlstand zu wünschen. Meiner Auffassung nach, muss man das Thema differenziert betrachten. Geld um des Geldes Willen, dient keinem Zweck und kann insofern nicht sinnhaft sein. Wenn Euros aber dafür eingesetzt werden, den eigenen Lebenszweck zu erfüllen, also eine Richtung oder ein bestimmtes Ziel erhalten, das in Einklang mit unseren tiefen Überzeugungen steht, fließt ja mit der Währung die Energie. Das ist Lebensenergie. Sie will weise eingesetzt werden.

Meine Sterbebett-Antwort

Vermutlich werde ich mich auf dem Sterbebett nicht ärgern, dass ich zu selten meine Fenster geputzt oder zu wenig Zeit mit Buchhaltung verbracht habe. Eher werde ich bereuen, dass ich nicht allen Menschen mit demselben Verständnis und Mitgefühl begegnen konnte. Das ist in einigen Fällen auch wirklich viel verlangt. Ich werde die verschwendete Lebensenergie betrauen, die ich mit Ärgernissen auf Nebenkriegsschauplätzen verbracht habe. Deutlich mehr Gelassenheit kehrte erst nach der Lebensmitte bei mir ein.

Ich möchte bei vollem Bewusstsein sterben, nicht unter medizinischen Drogen oder im Schlaf. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, will ich mich daran erinnern, dass ich es ausgekostet habe – mit all seinen Höhen und Tiefen. Ich will sagen können, dass ich meine Emotionen deutlich gespürt habe, ohne mich von ihnen überwältigen zu lassen. Ich will herausgefunden haben, wer ich in der Tiefe bin. Und dieses Sosein in die Welt gebracht haben. Meinen Schattenseiten will ich mutig ins Auge geblickt haben. Ohne Scham und ohne Hochmut will ich sagen können: Ja, so bin ich. Aus meinen natürlichen Anlagen, meinem Lebensauftrag, meiner Herkunft und meiner Biografie habe ich das Beste gemacht. Auf echte Beziehungen habe ich mich wirklich eingelassen. Und ich habe gewusst, wann es Zeit ist zu gehen.

Text: Petra Weiß
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

Zum Weiterlesen:

Peter Bieri: Wie wollen wir leben. dtv 2013

Peter Vill, Petra Weiß: Gesundheit gestalten mit den 4 Elementen. MAM 2016

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