Von Göttern und solchen, die sich dafür halten…

Petra Weiß Psychotherapie Weinheim

Mein Mann und ich schauen uns gerne Science Fiction Serien an. Im Moment sehen wir STAR GATE. Die Folgen handeln davon, dass Menschen durch ein Sternentor gehen und auf diese Weise andere Planeten besuchen können. Die Entdecker von der Erde begegnen in der ganzen Galazxis immer wieder Spezies, die von den sogenannten Goa’uld versklavt werden. Diese Schurken sind mit ein paar technischen Tricks ausgestattet. Damit bewirken Sie scheinbar Wunder. Sie lassen sich als Götter verehren. Der Glaube und die Angst ihrer Gefolgschaft verleihen ihnen Macht.

Mich hat die Serie in den letzten Wochen angeregt, über die Frage nachzudenken, was eigentlich ein Gott ist. Wie man falsche von richtigen Göttern unterscheiden kann. Und wer das eigentlich definiert.

Die Anhänger der Goa’uld sind fest davon überzeugt, dass ihre Götter nicht besiegt werden können. Das blanke Entsetzen springt ihnen aus den Augen, wenn sie anerkennen müssen, dass ihr angeblicher Gott soeben zu Tode gekommen ist. Das halten sie für völlig unmöglich. Weil ja Götter bekanntlich nicht sterben. Ein Wesen, das über besondere Heilungsfähigkeiten verfügt – sei es von Natur aus oder durch technologische Möglichkeiten – erfüllt also schon mal ein wichtiges Kriterium, um als Gott zu gelten: Es kann anscheinend oder tatsächlich den Tod überwinden.

Jesus ist uns in der christlichen Tradition als Gottessohn plausibel nicht nur wegen der Wunder, die er bewirkt hat, sondern vor allem weil er auferstanden ist von den Toten.

Warum ist das so wichtig? Ist es so, weil uns der Tod so schreckt? Weil wir Angst haben vor dem Unbekannten? Oder weil keiner mit Gewissheit sagen kann, was nach unserem Ableben geschieht? Der Tod ist zumindest in unserer Kultur eine „Blackbox“. Man geht hinein ins Dunkle und weiß nicht, ob bzw. was danach kommt. Und wenn man meint, man wüsste Bescheid, rührt dieses „Wissen“ in der Regel von einer Religion, die wohlgefälliges Verhalten mit dem Paradies belohnt und anderes mit der Hölle bestraft. Wer will denn da schon sterben?!

Würden wir uns alle etwas mehr mit den Erkenntnissen befassen, die aus der Nahtodforschung vorliegen, uns für Erfahrungen mit der geistigen Welt öffnen, die es ja schon während unserer Lebensspanne gibt, und uns fragen, was LEBEN eigentlich bedeutet und wann man folglich von TOD überhaupt sprechen kann, dann verlöre wahrscheinlich der letzte Atemzug seinen Schrecken. Dazu könnte man einen eigenen Beitrag schreiben. Und das werde ich möglicherweise demnächst auch tun. Hier will ich aber zurückkommen auf die Frage nach den Göttern.

Wollte man also jemandem weismachen, man sei ein Gott, wären Methoden hilfreich, die das Leben verlängern, die den Tod vortäuschen oder die zur Reanimation dienen. Rettungssanitäter und Notfallmediziner verfügen über solche. Sind sie daher Götter? Das geflügelte Wort vom „Halbgott in Weiß“ geht vermutlich auf genau diese Kenntnisse zurück. Doch auch Ärzte sind Menschen. Manche werden selbst krank. Und wie man hört, sterben sie sogar. Früher oder später. Wie wir alle. Sie sind nicht Gebieter über Leben und Tod. Aber vielleicht von uns Sterblichen am nächsten dran.

Eine junge Frau, von der ich gerade erfahren habe, hat ihren Freund erfolgreich reanimiert. Was für ein Glück, dass er dank ihres schnellen und beherzten Eingreifens wieder ins Leben zurückfand. Denken wir. Ob es für ihn aber ein Glück war, kann nur er beurteilen. Oft höre ich von ganz anderen Erlebnissen. Nämlich, dass der Zurückgeholte so selig und verbunden im Reich des Todes war, dass er die Rückkehr nicht als Geschenk empfindet. Ganz im Gegenteil. Die Betroffenen sehnen sich oft zurück ins Licht, in die Liebe, ins Alleinssein. Damit will ich niemanden ermuntern, freiwillig aus dem Leben zu treten. Hier stellen sich andere Fragen, die unser Eingreifen in das eigene Schicksal betreffen. Wieder so ein Seitenstrang der Geschichte, dem man folgen könnte… Ich versuche, dem Impuls zu widerstehen und am Thema zu bleiben.

Im Spektrum der Allmächtigkeit ist das Herrschen über Leben und Tod sozusagen der Endpunkt. In dieser Richtung liegt das Heilen (und das Verursachen!) von Krankheit. Wieder sind wir bei den Medizinern angelangt. Es ist kein Zufall, dass in vielen Kulturen die Medizinmänner gleichzeitig heilige Männer waren, Schamanen. Und dass man Heilkundige seitens des Establishments schon immer gefürchtet hat. So kam es zu den Hexenverfolgungen. Nein, keine Kräuterkundige durfte in der Lage zu sein, schweres Leid zu lindern. Nur Gott und die ihm Treuen sollten solche Wunder bewirken können. Volksweisheit und Erfahrungswissen wurden lieber ausgelöscht bzw. klammheimlich in irgendwelchen Verliesen gehortet. Das Bekämpfen des Berufsstandes der Hebammen und der Heilpraktiker zeugt heute noch von dieser Tradition.

Praktische Einschränkungen wie die Diagnosehoheit dienen ebenfalls dem Machterhalt. So mancher Physiotherapeut kennt sich nach eine gewissenhaften Ausbildung, fleißiger Fortbildung und jahrzehntelanger Erfahrung mit Erkrankungen des Bewegungsapparats besser aus als die meisten Allgemeinmediziner und nicht selten sogar als der ein oder andere Orthopäde. Dennoch muss jeder Patient erst mal zum Arzt oder Heilpraktiker, wenn er eine physiotherapeutische Behandlung will. Weil der Therapie eine Diagnose vorausgehen muss. Und das darf der Physiotherapeut nicht. Der Schutz der Patienten wird hier vorgeschoben. So als ob den Ärzten keine Fehler unterlaufen würden. Aus den Berichten meiner Patienten und auch aus meiner eigenen Erfahrung als Patientin kann ich bestätigen, dass Diagnosefehler sehr häufig vorkommen. Sie sind eher die Regel als die Ausnahme. Man muss als Patient immer wach sein und sich gut informieren. Sonst ist die Gallenblase schneller draußen als man das Wort „Virusinfekt“ aussprechen kann. Und natürlich sind auch wir Heilpraktiker nicht frei von falschen Entscheidungen. Wer wäre ich, wenn ich das abstreiten wollte? Nein, auch ich bin keine Göttin.

Ehre sei den Ori!

In der STAR GATE Serie gibt es die Ori. Das ist eine Spezies von „aufgestiegenen Wesen“. Sie haben die nächste Form der Existenz erreicht, die nicht körperlich ist, sondern aus reiner Energie besteht. Damit hat es sich aber auch schon, was die Reinheit angeht. Ihre Absichten sind weit davon entfernt. Auch sie lassen sich anbeten, schicken ihre Missionare (Prioren) durch die Galaxis. Jeder Unglaube soll ausgemerzt werden. Und die Ungläubigen gleich mit. Das Konzept erinnert an die Kreuzzüge des Mittelalters. Hier kann man studieren, was einen Gott – zumindest im Weltbild vieler Menschen – ausmacht: Sie verursachen Seuchen und Plagen, die nur sie selbst in der Lage sind zu heilen. Sie bieten eine Lehre an, der man sich anschließen soll. Ihr „Buch des Ursprungs“ spricht in Vergleichen und Rätseln. Damit lässt es alles offen, was an Konkretem für den Alltag der Menschen gebraucht würde. Dieser Interpretationsspielraum verleiht den „kleinen Göttern“ Macht. Also all jenen, die sich im Namen der Götter aufspielen, die sich für berufen halten, den rechten Glauben zu verkünden, ihn anderen aufzuzwingen und sie notfalls mit Gewalt zu bekehren.

Aus einem ganz anderen Lebensbereich kenne ich dieses Verhalten. Es hat lange gedauert, bis ich darauf gekommen bin, dass mein früherer Chef ein Prior der Ori war. Er hat durch sein unverständliches Verhalten so manche Katastrophe ausgelöst oder zumindest nicht aufgehalten, als das noch leicht gewesen wäre. Und wenn die Apokalypse in voller Blüte stand, konnte er sich als Retter in der Not inszenieren. Tatsächlich hatte der Mann zahlreiche Anhänger unter seinen Mitarbeitern, unter den Vorgesetzten und auch beim Kunden. Seine starkes Durchgreifen in Krisen wurde oft gelobt. Nur wenige überblickten den gesamten Ablauf des Prozesses. Vom ersten Funken bis zur Löschdecke war alles hausgemacht. Feuerwehrleute, die Brände legen, damit sie Helden sein können. Was für eine Show!

Sehen Sie sich um: in Ihrem Privatleben und auf der großen Bühne – kommt Ihnen das Prinzip bekannt vor? Unbewusst ermöglichen wir vielleicht sogar selbst das ein oder andere Problem, um es später zu lösen. Ein weiser Satz sagt „Das Problem besteht nur, damit Du die Lösung findest“. Wenn unser Unterbewusstsein Wege sucht, um auf Lösungen zu kommen, die wir ohne das Problem nicht gefunden hätten – Warum sollten wir das Problem nicht gleich selbst basteln? Da weiß man, was man hat!

Einen Fuß aus dem Hamsterrad stellen

Es gibt spirituelle Betrachtungsweisen, die schließen den Gedanken ein, dass wir genau dieses Leben gewählt haben, um unsere Lektionen anhand der Schwierigkeiten zu lernen, denen wir hier begegnen. Ja, man kann sich auch außerhalb von Krisen entwickeln. Aber mal ganz ehrlich: Wie oft passiert das? Meine Entwicklungsschübe waren gleichzeitig immer Krankheitsschübe oder andere Krisen: persönliche und berufliche. Nein, das wünsche ich niemandem. Doch Wesentliches gerät leicht aus dem Blick, solange man im Hamsterrad einfach weiterlaufen kann. Dann besteht das Leben daraus, das Zeit vergeht, dass wir essen und trinken, ein bisschen Spaß haben und viel arbeiten. Und dann war’s das. Da bin ich doch lieber ab und zu krank oder habe andere Krisen zu meistern. Freiwillig begibt man sich in solche Situationen nicht hinein. Sie gleichen einem Geburtsprozess mit schmerzhaften Wehen bis dann ein (geistiges) Kind zur Welt kommt. Vermeiden können wir sie nicht, aber wir können sie bewusst durchleben, aus ihnen lernen und gestärkt daraus hervorgehen.

Mir ist diese Sicht des freien Willens (zumindest in der grundsätzlichen Wahl unsere Inkarnation) und der Selbstwirksamkeit einleuchtender als zu glauben, ein alter weiser Mann mit Bart habe über mein Schicksal entschieden. Welcher Gott sollte sich die Zeit nehmen, um mein Leben zu planen? Ich bin eine aus 8 Milliarden. Und das nur auf der Erde. Ein bisschen narzisstisch muss man schon sein, wenn man das eigene Leben als göttlichen Plan begreift: „Der Gott hat dieses Schauspiel extra für mich veranstaltet!“ Ist das so? Von mir aus. Aber wenn ich das Bühnenbild selbst gestaltet und auch das Drehbuch geschrieben habe, wenn ich beim Casting mitentscheiden durfte und die Kostüme ausgewählt habe, dann läuft hier ein Stück, das mir entspricht und nicht irgendwem. Das ist meine Vorstellung von Einzigartigkeit.

Allmacht und Omnipräsenz als göttliche Gaben

Auf jedem Planeten in der STAR GATE Serie gibt es irgendeinen Glauben, der durch höhere Wesen verkörpert wird. Ihnen gemeinsam ist neben der Allmacht die Omnipräsenz. Die Götter sind überall und sehen daher alles. So eine Religion ist gut, wenn man den Leuten Angst machen will. Keine Sünde bleibt unbemerkt. Die Gläubigen müssen sich immer und jederzeit an alle Regeln halten. Und weil keiner das kann, fühlen sich alle ständig schuldig. Schuldgefühle sind ein prima Hebel für jedwede Machtausübung.

An diesen beiden Kriterien beißen sich seit Jahrzehnten Forscher fest, die den Gottesbeweis erbringen oder widerlegen wollen. Ob sich wohl die Wesen in der geistigen Welt über uns schlapplachen? Wer definiert denn, dass Gott allmächtig und allsehend ist? Unter dieser Voraussetzung kann man sich fragen, warum er das Böse zulässt. Er könnte es ja auch verhindern, seine Auswirkungen lindern oder es beenden. Das erscheint logisch. Zumindest aus unseren bescheidenen Warte heraus. Ich halte sie für eine spirituelle Froschperspektive. Zumindest aber für eine durch unsere „Bubble“, wie man heute so sagt, sehr eingeengte Sichtweise. Wir braten wie immer im eigenen Saft. Nur weil wir uns in den Kopf gesetzt haben, ein Gott müsste allmächtig und allgegenwärtig sein. Und dann auch noch nach Prinzipien handeln, die für den Menschen nachvollziehbar sind. Ach, sind wir drollig!

Zunächst müsste man festlegen, was eigentlich „böse“ ist. Vielleicht finden sich gute Gründe, warum uns beide Seiten der Polarität zur Verfügung stehen, so dass wir frei wählen und unsere eigenen, ganz unterschiedlichen Erfahrungen machen können.

Ein falscher Gott nach dem anderen

Nachhaltig beeindruckt hat mich eine STAR GATE Folge, in der eine falsche Göttin zugibt, dass sie nur gemogelt hat. Sie will die Bevölkerung eines Planeten davon abhalten, sich wieder einem falschen Gott zu unterwerfen. Weit gefehlt! Die Frau wird zwar ihrer Verbrechen angeklagt, von den neuen „Heiligen“ lassen sich die Leute aber ähnliche Geschichten auftischen. Es scheint, als haben sie nichts aus der Erfahrung gelernt. Ohne Gott scheint es nicht zu gehen. Irgendwen will man immer anbeten.

Was macht es für uns so attraktiv, uns einer höheren Macht anzuvertrauen. Sie verspricht Schutz und Belohnung, das klingt doch erst mal gut. Darin liegt aber der Irrtum, dass wir nicht selbst für uns sorgen könnten. Und dass wir dafür jemanden bräuchten. Das Weltbild macht uns unmündig und unfrei. Wir bleiben für immer Kinder, egal wie alt wir sind. Und so werden wir auch angesprochen. In dem Fall „sind alle Kinder der Ori“. Dass erwachsene Kinder sich von ihren Eltern noch vorschreiben lassen, wie sie leben sollen, zeugt nicht von einer gesunden Entwicklung.

Ein Götter-Kriterium kommt im Namen ihrer heiligen Schrift zum Ausdruck: das „Buch vom Ursprung“. Angeblich haben die Ori den Menschen erschaffen. Das große Mysterium von der Quelle allen Seins wird dazu benutzt, eine dreiste Behauptung in den Raum zu stellen. Niemand kann sie beweisen oder widerlegen. Allein die Ori wissen, ob sie es waren. Und die aufmerksamen Zuschauer natürlich. Aber nicht die Geneppten auf unzähligen Planeten. Sie haben nur die Wahl zu glauben oder zu sterben.

So krass laufen Glaubenskriege in unseren Gefilden selten ab. Tendenziell ist aber zu beobachten, dass wir in den Spaltungsprozessen von DIE und WIR gefangen sind. Wir lassen uns nur allzu bereitwillig gegen Andersgläubige aufbringen, bewerten nicht nur ihre einzelne Meinung anhand unserer Kriterien, sondern verurteilen sie gleich ganz als Mensch. Das ist überaus praktisch. Es erspart uns die inhaltliche Auseinandersetzung auf der Sachebene. Und das Famose dabei: Wir dürfen uns bei dem unethischen Akt moralisch überlegen fühlen: als Gutmenschen, als Bessermenschen oder gleich als die Besten von allen. Moralische Narzissmus ist eine üble Geisel unserer Zeit.

Falsche Götter der Moderne

Unsere falschen Götter werden uns im Fernsehen präsentiert. Man nennt sie ehrfürchtig oder liebevoll Promis. Prominent bedeutet: diejenigen, die aus der Masse hervorgetreten sind und aus ihr herausragen. Sie sind bekannte Schauspieler, Musiker oder Amtsinhaber, Führer von gesellschaftlichen Bewegungen und Nationen. Im Grunde vermitteln sie uns ihre Ideologie, was nichts anderes ist als eine moderne Form der Religion. Bei erschreckend vielen nimmt sie fanatische Züge an. Nichts rechts und links des Wegs darf mehr gelten. Allein das Sprechen mit der Gegenseite macht einen schuldig. Kontaktschuld ist eine propagandistische Erfindung. Sie verhindert Mitgefühl und Verständnis unter den Menschen unterschiedlicher Auffassungen. So kann kein Konsens gefunden werden. Die Wunden der Gesellschaft bleiben offen und ungeheilt.

In jede Entscheidung wird sich schamlos eingemischt. Was wir essen und trinken sollen, wie wir unsere Gesundheit zu pflegen haben und welche politische Richtung wir wählen müssen oder keinesfalls wählen dürfen. Alles will man uns vorschreiben. Und schlimmer als das: Nicht ob etwas richtig ist, sondern ob es gut ist, entscheidet. Moralismus kann jeder vor sich hertragen. Dafür braucht man von der Sache keinen blassen Schimmer zu haben.

Wir folgen Experten, die ganz offensichtlich gar keine sind. Fragen Sie Ihren Bäcker, wie lange das Fleisch braten muss? Oder den Buchhalter, was er von dem neuen Werbeslogan hält? Nein, sie gehen zum Fachmann. Der Metzger oder Koch hat Ahnung vom Fleisch. Der Texter oder Marketing-Mitarbeiter weiß etwas über Werbewirksamkeit von Sprache. Und im Zweifel wissen Sie aus Ihrer persönlichen Erfahrung mehr als von irgendeinem Guru.

Warum befolgen wir so einfache Wahrheiten nicht, wenn es um unsere elementarsten Entscheidungen geht? Lieber hören wir wieder und wieder auf die Versprechen der falschen Götter und ihrer Priore. Egal. Besser als verlassen und haltlos durchs All zu gondeln.

Spiritualität und nicht Spiritismus

Weil wir den Bezug zur echten Spiritualität verloren haben, gehen wir dem Gesülze erneut auf den Leim. Gestalten Sie Ihr Leben stattdessen als freier Mensch. Denn so sind Sie geboren. Niemand darf für Sie entscheiden, was gut und was böse ist. Sie wählen selbst, welchen Werten Sie folgen. Ihr Leben ist ein Kunstwerk. Und nur Sie bestimmen den Stil und die Farben. Vielleicht ist das Material bereitgestellt. Oder wir haben nicht viel Auswahl bei den Pinseln. Aber die Ausgestaltung des Ganzen obliegt unserer Kreativität und Schaffenskraft.

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der wir so viel Bezug zur geistigen Welt haben, dass wir keine falschen Götter als Ersatz für echte Spiritualität brauchen. Der aktuelle Zeitgeist bringt neuen Wind in diese Richtung. Ich bleibe zuversichtlich – egal, wie sich die hier und da eskalierenden Spannungen im Außen ins Bewusstsein drängen.

Zeitgeist 1920er und 2020er

Ein schönes Bild der Lage habe ich von Frank Engelmayer, alias Frank Stoner, in seinem „Frank und frei“ Beitrag zum Zeitgeist 2025:

Es ist Herbst. Die Stürme reißen alles mit sich, was morsch geworden ist. Stell Dich den herabfallenden Ästen nicht in den Weg, zieh das Genick ein und schaue möglichst gelassen dem Naturschauspiel zu. Denn das Leben verläuft in Zyklen. Die Spannungen sind notwendig, damit Veränderung kommt. Und sie kommt. Unausweichlich. Irgendwann ist der Sturm vorbei. Bis dahin bleib flexibel und im Fluss, erwarte nicht eine bestimmte Entwicklung.

Diese Haltung finde ich überaus hilfreich. Meine verstorbene Freundin Christine pflegte zu sagen „Eine Wand bleibt immer nur eine Wand. Sie tut Dir nur weh, wenn Du Dich mit voller Kraft dagegenstemmst.“ An den großen Rädern gegen die Zeitqualität drehen zu wollen, ist sinnlos. Sie in die Richtung anzuschubsen, die sie ohnehin schon haben, ist unnötig. Schlau ist es, das Augenmerk auf den eigenen Wirkbereich zu richten. Denn es ist elementar wichtig für unsere Entwicklung in Richtung erwachsene Selbstbestimmung, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten als selbstwirksam zu erleben. Den eigenen Raum aktiv zu gestalten. Wo wir anfangen, ist zweitrangig.

Mir sind die 1920er Jahre sympathisch. Damals glaubte man, das Leben sei als Gesamtkunstwerk zu begreifen. Darunter fiel ebenso die Mode wie die Architektur und die ganze Lebensart. Wer also seinen eigenen Stil gefunden hat, wird mühelos seine Kleidung und seine Umgebung ebenso wie seinen Beruf und seine Freizeitaktivitäten, seine Beziehungen zu sich und zu den anderen in dieser authentischen Weise gestalten.

Praktische Umsetzung ohne Gurus

Ohne daraus eine Religion machen zu wollen, bin ich seit ein paar Monaten eine glühende Anhängerin der KonMari Methode. Das Ordnungskonzept auf Basis persönlicher Vorlieben ist auch ein Einstieg in die selbst gewählte Art der Lebensgestaltung. Nur das, was mir bzw. uns entspricht, bleibt im Kleiderschrank oder auf dem Küchenregal und letztlich im ganzen Haushalt. So macht man sich nach und nach die Wohnung oder das Haus „zu eigen“. Kein Gott sagt uns, dass wir bescheiden leben sollen, unseren Wohlstand opfern müssen oder dem Minimalismus huldigen. Es ist für mich eine Frage von Pragmatismus, Besinnen aufs Wesentliche und der Achtung vor ganz individuellen Bedürfnissen.

Und natürlich ergänze und erweitere ich das Konzept nach meinem Gusto. Nicht nur ausmisten und entsorgen, sondern auch das gezielte Aufbauen von einem glücklich machenden Wunsch-Bestand gehören für mich dazu. Für die Kleidung bedeutet das beispielsweise, dass ich eine Einkaufsliste führe, was ich mir demnächst oder bei günstiger Gelegenheit kaufen will. Sich zu trauen, von der vorgegebenen Vorgehensweise abzuweichen, enthebt den Vorreiter seiner Guru-Rolle.

Dass das notwendig sein könnte, machte mir neulich eine Shop-Verkäuferin klar. Begeistert erzählte ich, dass ich die soeben erworbenen Teile gleich zu Hause nach der KonMari-Methode einsortieren werde. Sie entgegnete: „Die Methode kenne ich. Die Frau macht mir Angst.“ Da war ich erst mal sprachlos, was selten vorkommt. Sie ergänzte die Aussage noch: „Ihren Ansprüchen könnte ich nie gerecht werden.“ Oh, mein Gott! Darum darf es freilich nicht gehen. Sonst geht ja der ganze Spaß verloren. Auch Marie Kondo ist keine Göttin. Sie hat eine tolle Methode erfunden und trägt sie um die Welt. Aber niemand muss sich exakt an alle ihre Ausführungen halten. Sie sagt das in ihrem zweiten Buch mehrfach selbst. Leider haben einige wohl nur den ersten Teil gelesen. Schade.

Falsche Propheten sind rigide

Um falsche Propheten zu entlarven ist das ein guter Anhaltspunkt: Sie verlangen, dass man den Lehren oder Anweisungen ihrer Götter aufs Wort folgt. Sie lassen keine anderen Sichtweisen zu. Sie halten sich und ihre Wertvorstellungen für die Besten der Besten der Besten, Sir! (mit Hackenschlag)

Sie versprechen Schutz und drohen gleichzeitig – offen oder unterschwellig – mit Vernichtung. Ein Satz, den man in den STAR GATE Folgen, aber auch anderswo, von den Bösen immer wieder hört: „Sie haben mir keine Wahl gelassen.“ oder „Sie zwingen mich dazu.“ Das heißt, sie übernehmen keine Verantwortung für ihr Tun und schieben die Schuld für ihr Handeln anderen in die Schuhe, notfalls den Opfern.

Ihre Maßgaben dringen in persönliche Lebensbereiche ein. Deshalb haben Religionen schon immer geregelt, was man essen soll und sogar wie man Sex haben darf und wie nicht. Das Hineinregieren in die Wohnstuben und Schlafzimmer ist ein deutliches Zeichen von Totalitarismus, nicht von einem wohlmeinendem Glaubenssystem.

Die meisten sind noch nicht erleuchtet und in die fünfte Dimension aufgestiegen – falls es so etwas gibt. Also sind wir mit unseren menschlichen Eigenarten und Unzulänglichkeiten konfrontiert. Und mit denen unserer Zeitgenossen. Zeigen wir also bitte nicht mit dem Finger auf andere, sondern bleiben wir bei uns.

Gott-gleiche unter den Menschen

Ein von mir hoch geschätzter Autor, Theologe und Psychiater hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „BLUFF! Die Fälschung der Welt“. Es fiel mir neulich im Second Hand Kaufhaus zufällig in die Hände. Ich las mit wachsender Freude all seine Ausführungen über die Täuschbarkeit unserer Psyche, über die Anfälligkeit für falsche Heilsversprechen und Glaubenslehren. Mir war so, als habe der Mann alles verstanden. Ob er das Werk wohl während Corona geschrieben hatte? Wie sein Kollege Dr. Raphael Bonelli, ebenfalls ein christlich engagierter Psychiater, der mit dem Ratgeber „Weisheit des Herzens“ seine psychologische Sicht zu den Ereignissen während der Corona-Zeit schildert, ohne die Krankheit oder die Maßnahmen konkret zu benennen (sehr schlau!). Nein, das BLUFF-Buch stammt aus 2012.

Nun war ich aber doch neugierig, wie sich ein Mensch mit diesem Bewusstseinsstand als Zeitzeuge während der Jahre kunstvoller Manipulation geäußert haben mochte. Und war bestürzt. Manfred Lütz war dem Irrtum aufgesessen, dass wohl alle anderen, aber nicht er Opfer einer Täuschung werden konnten. Oje. Aufs Bitterste verteidigte er noch 2023 Fehlentscheidungen und selbst die offenkundigsten Lügen. Wutentbrannt verließ er eine Talk Runde, die sich der Aufarbeitung nähern wollte. Für mich ein (weiterer) gefallener Stern vom Himmel meiner zuweilen etwas übertriebenen Ehrfurcht vor den Koryphäen bestimmter Fachgebiete. Schade, schade. Aber vielleicht sollte ich die Ent-Täuschung begrüßen…

Ich musste das Buch erst mal zur Seite legen. Wie der Mann danach gebashed wurde und welche Shitstorms er aushalten musste, tat mir trotzdem leid. Er hielt sich für einen Sehenden und war doch blinder als er dachte. Das wurde ihm zum Verhängnis. Wenn wir glauben, wir seien gefeit davor, uns zu irren, dann halten wir uns für einen Gott. „Irren ist menschlich“. Übermenschlich sein zu wollen, ist trotz aller Bemühungen meist nicht von Erfolg gekrönt. So auch hier. All seine theoretische Kenntnis über die Anfälligkeit für Manipulation hat den Autor nicht davor schützen können, selbst einer Täuschung zu erliegen. So geht es uns allen. Da muss man nicht schadenfreudig sein.

Alles verstanden – nichts begriffen

Ein Mensch kann also alles verstanden haben, ohne etwas zu begreifen. Die praktische Umsetzbarkeit von Erkenntnissen scheint begrenzt und manchmal erfolgt sie erst zeitversetzt. Zumindest ist sie keine zwingende Folge.

Fassen wir also nochmal zusammen: Was ein Gott ist, haben Menschen definiert. Der Vertreter Gottes auf Erden wird von Menschen gewählt. Von Menschen, die von Menschen gewählt sind, die wiederum von den Gewählten berufen wurden. Aha. Ein Zirkelkreis.

Was zur Heiligen Schrift gehört und was nicht, wird von Menschen bestimmt. Bei mehreren Konzilen wurde munter aus der Bibel gestrichen, was sich nicht mit den Absichten der katholischen Kirche deckt. Aber all das soll göttlicher Wille sein.

Allmacht und Allgegenwärtigkeit gehören zu den Kriterien, die also einen Gott ausmachen. Sie äußern sich in der Herrschaft über Leben und Tod sowie im Bewirken von Wundern, z.B. medizinischer Art. Auch der Einfluss auf Naturphänomene wie Erdbeben oder Unwetter wird den Göttern nachgesagt. Schutz vor Bränden, Erfolg bei der Jagd und beim Ackerbau, für jeden Lebensbereich gab es früher eine Gottheit. Wenn dort etwas schieflief, hatte jemand den Gott oder die Göttin wohl verärgert. Götter müssen überhaupt für alles Unerklärbare herhalten. Zum Beispiel für die Entstehung der Welt und des Lebens im Allgemeinen sowie des Menschen im Speziellen.

Irren und Nichtwissen sind menschlich

Die Wahrheit ist: Wir wissen nicht, wie die Welt entstanden ist. Der Urknall ist genauso wenig belegt wie die Schöpfungsgeschichte im Alten Testament. Warum können wir das nicht einfach zugeben: Ich weiß nicht, wie die Welt entstanden ist. Und ich habe nach meiner heutigen Auffassung keine Chance, es jemals herauszufinden. Na, und?!

Alle Propheten, die umherlaufen und ihren Glauben verkünden, können das genau so wenig wissen wie ich. Punkt. Die sogenannte Naturwissenschaft beobachtet Phänomene und versucht, sie zu erklären. Dieses Ansinnen ist prinzipiell nützlich. Manchmal hat sie Recht, und oft irrt sie sich. Das liegt in ihrer Natur: Wissenschaft stellt Thesen auf, die sich bewahrheiten oder widerlegt werden. Ich sehe kein Grund, die Wissenschaft zur Religion zu erheben. Damit tun wir ihr Unrecht. Diese Anforderung muss sie nicht erfüllen. Ich würde sogar soweit gehen, von Wissenschafts-Missbrauch zu sprechen.

Wunder im Hier und Jetzt

Statt uns mit dem Anbeginn der Zeit zu beschäftigen, was von wenig praktischem Nutzen ist, könnten wir das Wunder des Lebens HEUTE betrachten. Wir lernen zwar im Biologie-Unterricht, wie Leben entsteht: Befruchtung, Zellteilung und so zu. Aber haben wir wirklich begriffen, was da geschieht? Wieso ruht das befruchtete Ei zunächst, bevor die Zellteilung beginnt, und wer oder was gibt den Startschuss? Woher kommt der Funke, der das Herz zum Schlagen bringt?

Ein pfiffiger Harvard-Professor hat sich gefragt, woher eine Zelle weiß, dass sie eine Leberzelle werden soll, die ja ganz anders aufgebaut ist als beispielsweise eine Hautzelle. Seine Thesen sind bahnbrechend. Beziehungsweise sie waren es – schon in den 1980er Jahren. Denn leider ist Prof. Rupert Sheldrake außer in Spiri-Kreisen ein Unbekannter geblieben. Wenn wir herausfinden, wodurch eine Stammzelle sich zu einer bestimmten Funktion entwickelt, liegt vielleicht auch die Lösung auf der Hand, was man tun muss, wenn das Gegenteil davon passiert: Krebszellen vergessen nämlich, wer sie sind und was sie zu tun haben. Sie verlieren ihre Differenzierung.

Niemand scheint die Idee der morphogenetischen Felder näher erforschen zu wollen. Dabei sind das die Wunder, die sich täglich vor unseren Augen ereignen: die Blaupause des Baumes, die im Samenkorn angelegt ist. Der Vogelschwarm, in dem alle Individuen zeitgleich ihre Richtung ändern oder neue Formationen bilden. Der Hund, der weiß, wann das Herrchen nach Hause kommt. Die Mutter, die den Tod ihres Sohnes am anderen Ende der Welt spürt. Die Dynamik in einem fremden Familiensystem, welche Vertreter in einer Aufstellung mühelos und ganz selbstverständlich erleben.

Wie kann das sein?

Mir geht es nicht um den Stein der Weisen, sondern um Offenheit gegenüber möglichen Erklärungen – auch anhand geistiger Prinzipien – einerseits und berechtigte Skepsis gegenüber falschen Göttern und ihren Prioren andererseits. Seien Sie sich dessen bewusst, dass auch Sie sich danach sehen, angebunden zu sein, bedingungslose Liebe zu erfahren und sich als wertvoller Teil der Schöpfung zu fühlen. Das macht Sie ansprechbar für spirituelle Sichtweisen und empfänglich für die Gua’uld oder Ori dieser Welt.

Prüfen Sie, was Ihrer Entwicklung in eine freies und selbst-bestimmtes Leben dient und was diese behindert. Das kann eine gute Richtschnur sein, um beides auseinanderzuhalten. Schimpfen Sie bitte nicht mit sich, wenn Ihnen das nicht immer auf Anhieb gelingt. Für viele von uns ist es ein lebenslanger Prozess.

Text: Petra Weiß
Foto: pexels.com / jibarofoto

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