Loslassen

Psychologische Beratung Weinheim Praxis DELPHI

Das alte Jahr ist vorüber, das neue beginnt. Heute befinden wir uns an einer Schwelle ins Unbekannte. Zwar mögen wir unsere Vorstellungen davon haben, wie es morgen weitergehen soll. Ob diese sich aber bewahrheiten, wissen die Götter…

Mein Mann und ich haben die Tradition, an Silvester mithilfe eines Kartensatzes (Vertells! = Niederländisch für „erzähle etwas!“) einen Rückblick und eine Vorausschau zu halten. Die Reflexion des Vergangenen kann erfreuliche Entwicklungen aufzeigen, fast vergessene Freuden bewusst machen und Dankbarkeit entfachen. So sind die Vertells-Fragen angelegt. Offenbar ist das ihre Absicht.

Vielleicht kennen Sie den Spruch „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinem Plan“. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die beabsichtigen Handlungen fürs neue Jahr konzentrieren, dann lenken wir damit auch unsere Energie. Der Weg wird klarer, wir werden uns unserer Motive und Beweggründe gewahr. Und dann passiert es: das Leben. Mit all seinen unvorhergesehenen Wendungen.

Seit fast 10 Jahren verbringen wir den Silvestertag mit Vertells. Wir lernen uns dabei selbst und gegenseitig immer besser kennen. Ob um Mitternacht alle Fragen beantwortet sind, spielt keine Rolle. Vielmehr sind die Gespräche, die sich um die Fragen herum entwickeln, von Bedeutung.

Es gab nur ein Jahr, in dem die Reflexionen überhaupt keine gute Laune produzieren konnten. Nämlich bei der Rückschau auf 2020. Nahezu alles, was wir uns für dieses Jahr vorgenommen hatten, war durch die weltweite Krise in den Hintergrund getreten. Plötzlich waren sämtliche Pläne über den Haufen geworfen. Nichts war mehr unter persönlicher Kontrolle. Äußere Umstände bestimmten über den Alltag.

Selbst in den Jahren meiner schweren Erkrankung 2022/23 war die Rückschau mit mehr Dankbarkeit und Freude erfüllt als in 2020. Was wir damals üben mussten, war das Loslassen unserer Vorstellungen. Das Sich-Fügen in etwas, das nicht selbst gewählt war, in die Fremdbestimmung. Zu einem gewissen Grad.

Kontrolle ist eine Illusion. Überraschenderweise geht das Leben auch ohne Kontrolle weiter. Gerade traumatisierte Menschen halten übermäßig an der Kontrolle fest, weil sie die Ohnmacht von damals um keinen Preis noch einmal aushalten wollen. Und wenn sie es dennoch müssen?

Mir ist diese Gnade widerfahren – dass ich loslassen MUSSTE, weil es einfach nicht mehr anders ging. Und dann durfte ich erleben, dass es das Leben gut mit mir meint. Auch wenn ich selbst gerade kaum mehr Einflussmöglichkeiten auf mein eigenes Wohl hatte.

Machen Sie also ruhig Ihre Pläne. Aber seien Sie darauf gefasst, dass Ihr Leben lebendig ist. Dinge ändern sich – von Tag zu Tag. Bleiben Sie geschmeidig. Und haben Sie Vertrauen. Denn nur im Vertrauen lässt man los.

Worauf Sie vertrauen, kann unterschiedlich sein: Die einen vertrauen in Gott. Die anderen in die Natur. Oder ins Schicksal. Ins Universum. Oder eben ins Leben an sich.

Räuchern: WEIHRAUCH – GEWEIHTER RAUCH

Weihrauch hat eine lange Tradition in der Räucherkunst. Durch seinen rituellen Gebrauch in der Kirche entstand über die Jahrhunderte hinweg ein Feld, das wir betreten, wenn wir mit Weihrauch räuchern. Ich persönlich bevorzuge ein ätherisches Öl aus Weihrauch. Es lässt sich leichter dosieren und ohne den ganzen Zauber von seiner religiösen Bedeutung ein Stück weit entkoppeln.

Text: Petra Weiß
Foto: freestockpro / pexels.com

Ein Gedanke zu „Loslassen

  1. Liebe Petra,

    deine Gedanken und Impulse begleiten mich durch diese Tage und unterstützen meine Selbstreflexion und lenken meine Aufmerksamkeit. Wunderbar zu erleben, wie sich ein ums andere zusammen-fügt; wie könnte es auch anders sein.
    Ganz herzlichen Dank für dieses Geschenk von dir an mich/an uns. Ich wünsche dir einen segensreichen Rück- und Ausblick. In Verbundenheit, Tanja

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