Wider den Winterdepri

Winter ohne Depression Tipps aus Naturheilkunde und Psychotherapie

Der jahreszeitliche Wechsel macht etwas mit uns. Früher war das den Menschen klar: Sie haben sich im Winter ganz anders verhalten als in den Sommermonaten. Der Tagesrhythmus war verschieden, die Ernährung wurde saisonal angepasst. Niemand hat erwartet, dass alle genauso unermüdlich weitermarschieren wie die Duracell-Häschen. Wenn die Tage kürzer werden, kommt die Natur zur Ruhe. Im Idealfall sollten wir das auch. Oft ist leider das Gegenteil der Fall.

Gerade in der Vorweihnachtszeit bricht so eine Art Torschluss-Panik los. Man sieht es in den Geschäften. Dort herrscht ein geschäftiges Treiben als gäbe es im Januar nichts mehr zu kaufen. Und auch in den Bürobetrieben wird es auf den letzten Metern im Dezember nochmal so richtig hektisch. Budgets müssen dringend aufgebraucht werden, sonst gibt es im neuen Jahr weniger Geld. Der Verkauf läuft auf Hochtouren, man will ja nicht das Weihnachtsgeschäft verpassen. Eine letzte Schulung in den Kalender gequetscht. Und Termine sollen mit dem durch die Erklärungssaison oftmals reduziertem Personal trotzdem gehalten werden.

Puh, das ist anstrengend. Nichts mit gemütlichem Jahresausklang und Besinnlichkeit. Und pünktlich zu Heiligabend wollen wir dann auf Knopfdruck umschwenken auf Lichterglanz und Freudestrahlen. Wie soll das gehen?

Zu aller erst will ich den Druck herausnehmen: Sie sind ein Mensch. Sie dürfen wechselnde Phasen der Leistungsfähigkeit haben. Wenn Ihre Tatkraft im Herbst und Winter anders ist als im Frühjahr und Sommer, ist das vollkommen normal. Dellen im Antrieb und in der Power gehören zum Leben dazu. Sie sind nicht unbedingt Ausdruck einer psychischen Störung, wie man uns häufig glauben machen will. Wenn wir einmal nicht reibungslos funktionieren. Nicht Sie sind verrückt, sondern ein unsinniger Leistungswahn hat unsere Gesellschaft gepackt. Das entspricht nicht der artgerechten Haltung für die menschliche Spezies.

Mein Ziel ist daher auch nicht, dass Sie sich ans Limit peitschen, um zu „funktionieren“. Sondern, dass es Ihnen trotz Stimmungs- und oft auch Leistungstief wieder etwas besser geht. Dass Sie gnädig mit sich umgehen, sich Auszeiten gönnen und insgesamt mit mehr Gelassenheit durch die dunkle Zeit kommen.

Dafür habe ich Ihnen eine bunte Palette an Tipps und Anregungen zusammengestellt. Sie wählen frei, was Ihnen entspricht und probieren, worauf Sie Lust haben.

Was ist im Winter eigentlich anders als im Sommer? Die Temperatur, das Licht, die Farben und die Nahrung. Wir nehmen alle Punkte der Reihe nach ins Visier.

1. Temperatur.

Auch wenn es banal klingt: Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht frieren. Oft nehmen wir die Kälte gar nicht bewusst wahr, und dennoch strapaziert sie unser Nervensystem nachhaltig. Während früher Wolle kratzig war und die Nerven der Haut fortwährend reizte, gibt es heute ganz zarte Varianten von Kashmir und Alpaka zum erschwinglichen Preis. Ich selbst habe gerade im Second-Hand-Laden einen Kashmir-Pulli für unter 50 Euro erstanden.

Offenporige Stoffe halten Sie durch winzige Luftpolster warm, daher haben jetzt Samt, Cord und Wildleder oder Velours-Stoffe Hochsaison. Doch der beste Pulli nützt nichts, wenn die Füße kalt sind. Meiden Sie daher unbedingt ein schwitziges Klima in den Schuhen. Einlegesohlen aus Lammfell oder gefütterte Stiefel und Hausschuhe sind nützlich. Und dann gibt es noch die guten alten Wollsocken. Und die neuen aus Feinstrick, wenn es ein bisschen schicker werden soll. Vergessen Sie Mütze und Handschuhe nicht, selbst wenn draußen die Sonne scheint.

Wenn ich etwas Grundlegendes aus der anthroposophischen Medizin gelernt habe, dann dass Wärme der Träger der Ich-Kraft ist. Übersetzt bedeutet das: Kein funktionierendes Immunsystem und auch keine stabile Seelenlage ohne warmen Körper – und zwar bis in die Fingerspitzen.

Wärme in der Wohnung heißt für viele trockene Heizungsluft. Dem kann man entgegenwirken. Falls die Nasenschleimhaut leidet, zögern Sie nicht, ein Nasenspray einzusetzen. Ich empfehle Rhinodoron. Das ist sanft und kraftvoll. Und es macht vor allem nicht abhängig.

Nehmen Sie sich Zeit für Feuchtigkeitspflege der Haut im Gesicht und am ganzen Körper. Oft haben die Menschen längst eine Pflegeserie, auf die Sie schwören. Falls Sie auf der Suche nach einem Tipp sind: Mit Überzeugung und aus eigener Erfahrung rate ich zu den Produkten der Firma Weleda, und wenn es etwas teurer sein darf, verwenden Sie Cremes und Lotionen von Dr. Hauschka. Beide Naturkosmetik-Hersteller sind anthroposophisch orientiert. Im Winter sind Körperöle besonders zu hilfreich, weil sie eine wärmende Schutzschicht bilden. Besonders durchblutungsfördernd sind das Arnika-Öl von Weleda oder das Rosmarinbad aus demselben Haus.

Bäder dürfen – wenn der Kreislauf es erlaubt – jetzt durchaus etwas heißer genossen werden. Natürlich nicht so, dass Sie sich Verbrennungen zuziehen. Gehen Sie achtsam mit der Badetemperatur um und erzwingen Sie nichts.

Das gleiche gilt fürs Saunieren. Der eine backt mit Freude in der Finnischen Sauna bei über 90 Grad. Dem anderen tut das Dampfbad am wohlsten und wieder ein anderer, für den ist die Bio-Sauna bei moderater Trockenhitze schon das äußerste der molligwarmen Gefühle. Bleiben Sie nie länger als es Ihnen angenehm ist. Das ist ja kein Wettbewerb oder Test, wie lange Sie etwas aushalten können, sondern Wellness. Und geben Sie sich genügend Zeit fürs Ruhen zwischen den Gängen.

2. Licht.

Wer meine Beiträge verfolgt, weiß es schon: Um die Lichtqualität ist es im Sinne unserer Gesundheit nicht überall zum Besten bestellt. Übertrieben viel Wert wird auf Energieeffizienz der Beleuchtung gelegt, viel zu wenig auf eine gesunde Lichtbiologie.

Menschen mit saisonaler Depression erfahren manchmal eine deutliche Besserung, wenn sie sich regelmäßig ein paar Minuten unter einer Rotlichtlampe gönnen. Will man Licht therapeutisch nutzen, ist das Tageslichtspektrum hilfreich – natürlich nur am Tag und nicht abends, wenn man müde werden und schlafen will.

Licht in Kapseln gibt es auch: Vitamin-D, das Sonnen-Vitamin, darf im Winter nachgefüttert werden. Am Besten, Sie lassen Ihren OH25-Spiegel zu Beginn der Wintersaison messen. Sofern er nicht am oberen Rand der Skala liegt, können Sie den Pegel jetzt ruhig noch erhöhen. Er wird nämlich im Laufe des Winters garantiert weniger werden. 2.000 IE täglich sind völlig unbedenklich für jedermann. Bei entsprechenden Symptomen können 5.000 bis 7.000 IE sinnvoll sein. Und auch Gaben von 10.000 oder 15.000 IE sind durchaus üblich. Das besprechen Sie dann aber mit Ihrem naturheilkundlich orientierten Arzt oder gleich mit Ihrem Heilpraktiker. Er wird Ihre Blutwerte im Blick behalten und die Dosis individuell einstellen.

Da wir schon dabei sind: Sie können mit Laboruntersuchungen feststellen, welche Nährstoffe im Mangel sind. Bei konkreten Anlässen und Verdachtsmomenten ist das empfehlenswert. Sonst würde ich dazu raten, eine breite und gut durchdachte Rundumversorgung anzustreben. Seit Jahrzehnten liefert LaVita einen hochwertigen und dabei auch noch wirklich schmackhaften Saft für diesen Zweck. Einen Euro im Monat müssen Sie investieren und ersparen sich damit lästige Allgemeinsymptome wie Schlappheit und Konzentrationsmangel. Falls Sie sich an LaVita wenden, geben Sie bitte meine Partner-Nummer an: 323603. Danke.

3. Farben.

Durch die verblühte Natur, das typische Herbstwetter und die veränderten Lichtverhältnisse, erscheinen uns die Farben anders: trüber und verwaschener mit weniger Kontur. Die Buntheit des Frühlings lässt noch eine ganze Weile auf sich warten. Erlauben Sie sich zwischenzeitlich ein paar Farbtupfer. Das kann nicht schaden. Ob Sie auf ein schönes Gemälde schauen, sich einen bunten Bildschirmschoner auf dem Rechner installieren oder ein Hintergrund-Foto für Ihr Handy wählen – entscheiden Sie selbst. Bei mir wirkt ein Blumenstrauß manchmal Wunder – und zwar genau in der Farbe meiner Herzenswärme. Das ist die Nuance der durchbluteten Haut, beispielsweise der Lippen, bei mir ein warmes Sandstein-Rot.

Da sind wir auch schon bei der Farbpsychologie: Als besonders stimmungsaufhellend und anti-depressiv gilt gemeinhin leuchtendes Orange. Bestimmen Sie den Ton, der bei Ihnen keinen Widerstand auslöst. Das kann durchaus eine eher ins Lachsfarbene oder Rosa gehende Variante sein oder ein gedämpftes Organge, also pastellig, gedeckt oder sogar ins Braune gehend. Bei den Lederwaren bietet sich ein Cognac-Ton an. Alternativ oder ergänzend kann man Gelb verwenden – die Farbe der Sonne und des Goldes.

Falls Sie niemanden neu kennenlernen wollen, können Sie diese Töne auch am Leib tragen. Sonst rate ich eher davon ab, sich in Farben zu hüllen, die dem Inneren nicht entsprechen, sondern zur Kompensation dienen. Das erzeugt einen irreführenden Eindruck. Stattdessen wählen Sie eine Decke oder Kissen in Orange. Oder eine fröhliche Tasse in ebendieser Farbe.

In der Lichttherapie würde man einen Farbfilter verwenden. Also dient Ihnen auch Licht, das durch einen entsprechenden Lampenschirm orange getönt ist. Gold hat meiner Erfahrung nach eine ähnliche Wirkung, insbesondere, wenn die depressive Stimmung gleichzeitig aufs Selbstwertgefühl schlägt.

Und wenn wir schon beim Gold sind, möchte ich noch erwähnen, dass es für vergleichsweise kleines Geld ein bewährtes Produkt mit Gold und beruhigendem Lavendel von Weleda gibt, das man sich auf sein wehes Herzchen cremen kann oder als Salbenauflage einsetzt: Aurum-Lavendula comp.

Nein, ich erhalte keine Tantiemen von Weleda oder Wala/Dr. Hauschka. Mir sind die anthroposophischen Arzneien und Kosmetika vertraut durch meine Fortbildungen und den praktischen Einsatz in meiner anfangs naturheilkundlich ausgerichteten Praxis.

4. Nahrung.

Wie Sie sehen, überschneiden sich die Themenkreise natürlich. Nahrungsergänzung könnte man auch unter diesem Punkt zuordnen. Ich will hier unter Nahrung aber vor allem auf das eingehen, was auf unseren Tellern landet.

Es hat ja einen Sinn, dass die Natur saisonal unterschiedliche Feldfrüchte mit bestimmten Nährstoffen produziert. Was jetzt wächst, ist Körper, Seele und Geist auch eher zuträglich in der kalten Jahreszeit. Das ist nicht neu. Und wird trotzdem wenig beachtet.

Häufig stehen uns einfach nur unsere Gewohnheiten im Weg. Wir essen das ganze Jahr über Meeresfrüchte und Mangos, ganz einfach, weil sie jederzeit verfügbar sind und gut schmecken. Lassen Sie sich den Genuss von mir keineswegs verderben. Aber werden Sie gleichzeitig kreativ, um etwas angemessene Abwechslung auf den Speiseplan zu bringen.

Unter Gesichtspunkten der Elemente-Balance darf jetzt ruhig etwas mehr und öfter FEUER-Element in den Kochtopf: Scharf ist der Geschmack der Saison – natürlich in individuell verträglicher Dosis – daher dreht sich jetzt vieles in der Küche und Backstube um Zimt und Nelken, Ingwer und Pfeffer.

Sparen Sie in den kalten Monaten nicht mit Butter. Ja, Sie hören richtig: Fett ist jetzt mehr erlaubt und sogar gefordert als im Sommer. Sie müssen ja nicht das billige Sonnenblumenöl vom Aldi verwenden. Achten Sie auf Qualität, z.B. in Form von kaltgepresstem Olivenöl oder Ghee (geklärtes Butterschmalz) aus dem Bio-Sortiment Ihres Discounters oder gleich aus dem Bio-Laden.

Sie brauchen sich nicht zu sorgen, dass Sie mit etwas mehr Fett in ihren Speisen gleich zunehmen. Ganz im Gegenteil: Hochwertige Öle sind stoffwechselaktiv. Ein sehr erfolgreicher Mann aus meiner Weight-Watchers-Gruppe hat die Leiterin und uns Mit-Streiter damit überrascht, dass er die Punkte für das Olivenöl grundsätzlich nicht in seine Tagesbilanz eingerechnet hat. Obwohl das mehr als 20 Jahre her ist, hat mich sein Vorgehen so beeindruckt, dass ich seine Worte noch ganz lebendig im Ohr habe.

Der Trick eignet sich je nach Blutgruppe bestimmt nicht für alle Menschen gleichermaßen. Bei BG=0 sollten Sie eher zurückhaltend mit Ölen umgehen. Aber der weit verbreitete Aberglaube „Fett macht fett“ entspricht eben auch nicht der Realität.

Und noch etwas: Fangen Sie in dieser Jahreszeit bloß keine Diät an! Der Körper weiß, wann er seine Polster besser behält. Sie wollen doch nicht gegen Windmühlen antreten. Außerdem wäre es schade um die ganzen Adventsleckereien, die jetzt locken.

Mit meiner geliebten Wärmflasche auf dem Schoß und den Filzpantoffeln an den Füßen sitze ich am Rechner, während ich diese Zeilen verfasse. Und übrigens auch in einer Cord-Hose, wie ich gerade lächelnd feststelle. Mich hat es einige Jahre an Übung gekostet, bis ich so gut für mich zu sorgen lernte. Irgendwann geht das wie alle anderen Gewohnheiten in Fleisch und Blut über. Fangen Sie an – gleich jetzt! – und bleiben Sie ein bisschen am Ball. Es lohnt sich.

Text: Petra Weiß
Foto: kristingroth2 / pexels.com

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