Die Rauhnächte wurden schon seit Menschengedenken feierlich begangen. Die Entwicklung der Menschheit ist ein stetiger Fluss. Immer wieder geht aus Bewährtem Neues hervor. Formen verändern sich, während Inhalte erhalten bleiben – oder umgekehrt. Zu sagen, die katholische Kirche habe heidnische Feste zu ihren Zwecken umgemünzt, erscheint mir deshalb einseitig und für eine Bewertung des Geschehens einfach zu kurz gegriffen.
Bestehende Bräuche in ein sich wandelndes Weltbild zu integrieren, ist aus meiner Sicht etwas ganz Normales. Manchmal reicht schon der Umzug in eine andere Region, um sich den dort üblichen Sitten anzupassen, wenn man daran Gefallen findet. Meine muslimischen Nachbarn hatten beispielsweise einen wirklich beeindruckend geschmückten Weihnachtsbaum in den vergangenen Jahren. Obwohl sie sicher nicht zum Christentum konvertiert sind. Wir dürfen auch Traditionen pflegen, ohne ihre religiöse Bedeutung dabei in den Vordergrund zu stellen.
Früher gab die Natur den täglichen und jahreszeitlichen Takt vor. Die Menschen waren es gewohnt, in der Zeit der Sonnwende zu feiern, dass ab nun die Tage wieder länger wurden. Ohne Elektrizität und Zentralheizung, waren die Zyklen der Natur damals bedeutsamer für den Alltag als wir uns das heute vorstellen können.
In der kalten und ungastlichen Zeit brauchte man mit Immergrün und Kerzen etwas Hoffnung und lichtvollen Glanz in die Wohnstätten. Kurz vor dem Jahreswechsel war auf dem Feld und im Haus nicht viel zu tun. Die Ernte war eingebracht und haltbar gemacht. Eine hervorragende Gelegenheit zur Innenschau und für viele die einzige Möglichkeit im ansonsten arbeitsreichen Jahr, das Vergangene zu reflektieren und sich auf Zukünftiges auszurichten.
Voilá, die Zeit der Rauhnächte!
In diesem Geiste will ich Ihnen ein paar Anregungen für die nächsten 12 Rauhnächte bis zum 5. Januar mitgeben. Ich werde Ihnen die Inhalte meiner Rauhnachtsbegleitung so zur Verfügung stellen, dass Sie frei wählen können, wann und wie viel Sie sich davon zu Gemüte führen wollen.
Haben Sie bitte keine unangemessenen Pflichtgefühle. Niemand muss jedes Rauhnachtsritual befolgen oder alle Beiträge lesen. Sie werden entweder alle Anregungen der Reihe nach genießen oder sich einzelnen Themen herauspicken – ganz wie es für Sie passt. Es gibt keine Einträge ins Klassenbuch und keine Smilies im Hausaufgabenheft für besonders gewissenhaft erledigte Jobs. Sie machen das nur für sich.
Bald schon geht es los mit dem ersten Eintrag, am 24. Dezember 2025…
